116 Jahre Freiwillige Feuerwehr Prissian - ein Blick zurück

Die hunderteinjährige Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Prissian zerfällt unübersehbar in zwei Abschnitte. Wie bei so vielen Vereinsgeschichten stellt das Jahr 1945 eine Zäsur dar. Ermöglichten nach dem Zweiten Weltkrieg stabile Rahmenbedingungen eine kontinuierliche Entwicklung, so ist die Zeit davor von unübersehbaren Brüchen gekennzeichnet.

Im Jahr der Gründung 1908 war das Ende der Donaumonarchie bereits absehbar. Dennoch entwickelten sich das Löschwesen im Allgemeinen und die FF Prissian im Besonderen noch einige Jahre erstaunlich gut und erreichten einen beachtlichen Standard. Der Erste Weltkrieg bedeutete einen ersten Aderlass: Zahlreiche Wehrleute rückten ein, und verhältnismäßig viele Prissianer kehrten nicht mehr von den Kriegsschauplätzen im Süden und im Osten zurück. Dennoch schien Anfang der zwanziger Jahre die Weiterentwicklung der Feuerwehr trotz der Teilung Tirols unter günstigen Vorzeichen zu stehen: In Prissian trachtete man dort anzuknüpfen, wo vor dem Krieg ein bereits spezialisiertes und effizientes Löschwesen seine Bedeutung für das Dorf und die Umgebung wiederholt unter Beweis gestellt hatte. Das Hochkommen des Faschismus machte derlei Absichten jedoch zunichte.

Mit Einschränkungen, dem Versuch der Gleichschaltung, vor allem aber mit dem Verbot der Feuerwehren als lokale Vereine wurde eine kontinuierliche Entwicklung unterbunden. Was nun folgte, lässt sich am ehesten unter dem Begriff "Krisenmanagement" zusammenfassen: Zwar wurde die Wehr mangels Alternativen von den lokalen Machthabern weiterhin geduldet, der Grad der Professionalität nahm freilich ab, da neben anderen Einschränkungen Investitionen fehlten. Überdauerte die FF Prissian die Ära des Faschismus mehr schlecht als recht, so sollten die Umstände mit Option, Krieg und nationalsozialistischer Machtergreifung noch ungünstiger werden und sie nahezu funktionsuntüchtig machen. Erst mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges brachen wieder bessere Zeiten an. Dennoch blieb zunächst vieles, sogar die staatliche Zugehörigkeit des Landes, im Unklaren. Erst mit dem Autonomiestatut von 1948 und dem Feuerwehr-Gesetz von 1954 war ein elementarer Rahmen gegeben, auf dem das Südtiroler Löschwesen aufbauen konnte.

Die Prissianer Wehrmänner warteten diese langwierigen Entwicklungen jedoch nicht ab, sondern schufen sogleich Fakten: Mehrere Brände in der letzten Kriegsphase hatten signalisiert, wie verheerend sich Schadensfeuer ohne funktionierende Wehr auswirken konnten. Nach der Neugründung bestand innerhalb der FF Prissian zwar jener für diese Wehr typische Enthusiasmus, doch die materiellen Möglichkeiten waren angesichts der wirtschaftlichen Umstände zunächst eingeschränkt. Immerhin fand sie in wenigen Monaten zu beachtlicher Mannschaftsstärke zurück und bereits zwei Jahre nach Kriegsende nahm sie ihre erste Motorspritze in Betrieb. Die Pflege wichtiger Beziehungen zu den Behörden, vor allem aber die ständige Unterstützung der Dorfbevölkerung ermöglichte einen stetigen Ausbau der 1945 nur mehr rudimentären Ausrüstung. Ein kontinuierlich erweiterter Fuhrpark steigerte nicht nur die Effizienz der FF Prissian, sondern schuf auch neuen Platzbedarf. Im Zusammenwirken mehrerer Instanzen entstand in zwei Etappen das heute bestehende großzügige Gerätehaus, das über die Unterbringung der Geräte hinaus auch Raum für soziale Aktivitäten bietet.